Weihnachten war schon als Kind eine Zeit, in der man sich etwas wünschen konnte. Als Kind habe ich meine Wünsche immer an das Christkind adressiert und gehofft, dass so viele wie möglich in Erfüllung gehen. Ich hatte das Glück, dass ich mir Dinge wünschen konnte, die dem reinen Konsum dienten. Dieses Glück war mir damals aber keineswegs bewusst und ich bin froh und dankbar, dass sich auch meine Kinder heute nicht über elementarere Dinge Gedanken machen müssen. Wir sind hier nicht direkt von Krieg bedroht, wir haben genug zu essen,  wir haben ein Dach über dem Kopf, im Haus ist es warm und wir haben eine große Familie und jeder hat viele Freunde.

Nach dieser bewegenden  Zeit in den letzten, knapp 3 Jahren, beginnend mit Corona, gefolgt von der Ukraine, den Flüchtlingen, dem Klima und was wir sonst noch alles für Krisen hatten und haben auf dieser Welt, habe ich mir dieses Jahr einmal wieder selber die Frage gestellt, was ich mir heute vom Christkind wünschen würde.

Meine Antwort klingt erstmal ganz einfach. Ich wünsche mir „Frieden“.

Ich habe mich aber dann auch gefragt, was das für mich bedeutet. Die erste Antwort, die, wie ich glaube, jeder aus dem stehgreif geben würde, ist, dass die Kriege auf dieser Welt endlich beendet werden würden und die Waffen schweigen würden. Frieden als Zustand in dem es keinen Krieg, keine Gewalt und besonders keinen Einsatz von Waffen zwischen Menschen unterschiedlicher Nationen, unterschiedlicher Religionen, unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher Hautfarbe, unterschiedlicher Weltanschauungen oder jedem anderen Grund wodurch Menschen sich Spalten lassen, gibt. Oder anders ausgedrückt, ein Zustand, indem die gegnerischen Lager sich wieder an einen Tisch setzen und gemeinsam und respektvoll über die Probleme und Vorstellungen beider Seiten reden, um im nächsten Schritt das reine schwarz-weiß-Denken endlich bei Seite zu legen und anfangen eine gemeinsame, diplomatische Lösung zu finden, in der die Anliegen aller Parteien soweit möglich berücksichtigt sind. Bildlich gesprochen einen möglichst guter Grauton zusammenmischen. Aber ist das wirklich alles, was das kleine Wort „Frieden“ beschreibt?

Bei genauerem Nachdenken muss ich sagen, dass „ Frieden“ noch so viel mehr bedeutet als nur das Weglassen von Waffengewalt. „Frieden“ bedeutet für mich sehr wohl auch, dass die einzelnen Menschen sich untereinander nicht bekämpfen, nicht streiten und sich auch nicht gegenseitig ausgrenzen. Ich würde das für mich als „sozialen Frieden“ beschreiben. Erst vor ein paar Tagen habe ich im Radio gehört, dass die Finanzämter über die Feiertage keine Briefe mit Geldforderungen verschicken und auch keine Pfändungen veranlassen über die Weihnachtsfeiertage. Ebenso verzichtet eine Stadt auf „Knöllchen“ für Falschparker, soweit diese keine Rettungswege blockieren. Es gibt wahrscheinlich noch so viel mehr Beispiele, was Menschen jetzt tun, um den sogenannten „Weihnachtsfrieden“ zu wahren. Aber warum können wir diesen Versuch nicht an 365 Tagen im Jahr machen? Ist es denn zu viel verlangt, wenn jeder ein kleines bisschen auf den Anderen Rücksicht nimmt? Wäre es nicht genau das, was das friedliche Zusammenleben in einer Gesellschaft ausmacht? Aber genau das haben wir verlernt und vergessen. Wir alle leben nur noch nach Regeln, Gesetze und Vorschriften, die unser Leben bis ins kleinste Detail beeinflussen. Dadurch werden Menschen aber alle über einen Kamm geschert und ihre Individualität, die doch so wichtig ist, geht immer mehr verloren. Befeuert durch die Politik der letzten Jahre, stecken wir jeden Menschen sofort in eine Schublade, entwickeln immer mehr ein reines Schwarz-weiß-Denken und vergessen, was uns von der Tierwelt unterscheidet – die Fähigkeit miteinander zu reden, Gefühle zu entwickeln, unseren

Gegenüber besser kennenzulernen und auch die Fähigkeit Empathie zu empfinden und die Individualität eines jeden zu respektieren. Landläufig sagt man oft, dass, vor allem die letzten beiden Jahre, der „Gesunde Menschenverstand“ verloren gegangen ist, der meiner Meinung nach genau das beschreibt. Die Fähigkeit von jedem Einzelnen andere Menschen oder Situationen individuell zu betrachten, zu beurteilen und Lösungen zu finden. Aber haben wir das wirklich verlernt? Ich glaube nicht! Uns wird vor allem über die Medien tagtäglich erzählt, wie der vorzeige „Bürger“ auszusehen hat, was er tun muss und wie er sich verhalten muss. Durch unsere Erziehung und auch den, ich würde mal sagen Urinstinkt, dass wir alleine nicht überleben können, sind wir darauf bestrebt  uns der Gruppe anzupassen, um nicht ausgeschlossen zu werden. Jedoch hat jeder seine ganz persönliche „rote Linie“, bis zu der er diese Anpassung mitmacht, bevor der persönliche Überlebensinstinkt einsetzt, um nicht selber zu Grunde zu gehen. Wenn man dann auch noch feststellt, dass man nicht alleine ist, sondern dass es mehr Menschen gibt, die bei dieser Vereinheitlichung unserer Gesellschaft nicht mitmachen wollen, dann gibt das eine persönliche Kraft, die nicht zu unterschätzen  ist. Und genau diese Kraft führt mich zur letzten Bedeutung, die „Frieden“ für mich hat, der „innere Frieden“.

Der „innere oder auch persönliche Frieden“ ist in meinen Augen auch der allerwichtigste. Das beschreibt für mich den Zustand, dass man selber mit sich und seinem Handeln im Reinen ist, unabhängig von allen Gesetzen und Normen. Dieses Handeln beruht häufig auf dem so genannten Bauchgefühl. Aber was heißt das eigentlich? Jeder Mensch merkt, wenn er einmal kurz inne hält und in sich hineinhört, was ihm gut tut und was nicht. Dabei ist es egal, ob es sich um ein nettes Gespräch, einen schönen Sonnenuntergang, ein tolles Erlebnis, ein nette Gespräch, ein Lächeln oder noch unendlich viele Dinge mehr handeln, wichtig ist dabei das persönliche Gefühl, das einem sagt, dass es gut ist. Dabei sind es auch oft die kleinen Dinge, die einem den größten inneren Frieden bescheren. Ein Begriff, der mir in diesem Zusammenhang in den letzten Jahren immer wieder untergekommen  ist und der dadurch eine ganz neue Bedeutung bekommt, ist der des Herzensmenschen. Er beschreibt für mich sehr gut diese Menschen, die häufig in Berufen arbeiten, in denen man andere Menschen oder allgemeiner Lebewesen umsorgt. Dabei können es ganz klassisch die Menschen sein, die sich im Krankenhaus oder bei Ärzten um Verletzte und Kranke kümmern, oder diejenigen, die sich in den Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen um unsere Kleinsten in der Gesellschaft sorgen oder jene welche unsere Eltern pflegen und Menschen auf ihrem letzten Weg begleiten, oder diejenigen, die sich in all den „grünen“ Berufen, wie z.B. der Landwirtschaft oder Forstwirtschaft, um ihre Tiere oder ihre Pflanzen kümmern und dadurch dafür Sorge tragen, dass wir uns als Gesellschaft eben keine Gedanken darüber machen müssen, ob wir morgen überhaupt  etwas zu Essen haben oder auch all die anderen lieben Menschen, die ab und zu zum Wohl eines anderen einmal fünfe gerade sein lassen oder selber auf etwas verzichten und einfach nicht immer nur Dienst nach Vorschrift betreiben, sondern mit Augenmaß und persönlichem Ermessensspielraum Entscheidungen treffen und ab und zu etwas machen, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten.

Aber genau jenes menschliche Verhalten wird in der Gesellschaft immer mehr mit Füßen getreten und die Menschen werden diffamiert und ausgegrenzt. Vor allem während der Coronazeit wurden diese Menschen systematisch „kaputt“ gemacht. Die gesamte Gesellschaft wurde und wird immer noch auf der psychischen Ebene bearbeitet, was im Grunde weitaus schlimmer ist als körperliche Gewalt. In den Medien wird tagtäglich Angst geschürt und dabei das passende Verhalten dazu angegeben, wie man dieses Risiko angeblich abmildern oder vermeiden könnte. Es werden ständig Feindbilder auf der einen Seite und die „Heilsbringer“ auf der anderen Seite propagiert. Aber im Grunde gibt es keine kontroversen Diskussionen mehr. Es gibt eine öffentliche Meinung, die nichtmehr in Frage gestellt werden darf. Jede kritische Meinung wird sofort in die „rechte“ Ecke gestellt. Da der Begriff „rechts“ sofort mit Nazis, Rechtsextremen und der Zeit des 2. Weltkriegs in Verbindung gebracht oder sogar als Synonym benutzt wird, wird bereits wieder Angst erzeugt. Diese Zeit, die ich persönlich nur aus den Geschichtsbüchern kenne, beschreibt eines der schlimmsten Kapitel in unserer Geschichte. Und die Menschen, die dabei mitgemacht haben oder es gar initiiert haben werden als Verbrecher, als Schuldige für das ganze Unglück, das passiert ist angesehen. Und genau damit möchte niemand gerne in Verbindung gebracht werden. Stattdessen trauen sich viele Menschen ihre ehrliche Meinung nur hinter verschlossener Hand zu sagen bzw. denken anders, als wie sie handeln. Und genau hier schließt sich für mich der Kreis zum inneren Frieden. Denn wer ständig gezwungen wird, etwas anderes zu tun, als wie es ihm sein Herz sagt, der wird mit sich selber unzufrieden sein. Man kann nicht permanent Dinge tun oder Anliegen unterstützen, die man nicht für richtig hält, ohne dabei innerlich unzufrieden zu sein mit sich selbst. Um dabei allerdings eine Veränderung herbeiführen zu können, muss man den, in meinen Auge schwierigsten, Schritt machen und zu allererst sich selber klar werden, was man wirklich will und noch schwieriger, dass man in letzter Zeit auch Fehler gemacht hat. Sich selber einen Fehler einzugestehen ist in meinen Augen etwas, das wir verlernt haben zu tun. Man muss laut Medien nur tun, was sie und primär die Regierung als „korrektes“ Verhalten vorgeben und muss nicht selber überlegen, was mein Tun für Konsequenzen haben könnte. Dies funktioniert allerdings nur so lange, bis wie bereits oben erwähnt die persönliche „rote Linie“ überschritten ist. Und an diesem Punkt hat man die Chance mit sich selber ins Reine zu kommen und seinen inneren Frieden wieder zu finden. In der Regel will man dann aber auch nicht alleine da stehen und sucht nach Menschen, die möglichst ähnlich denken, wie man selbst. Andere Herzensmenschen, die wie ein Licht leuchten in der Dunkelheit.

Und genau an diesem Punkt können in meinen Augen die Gräben, die die letzten zwei Jahre durch unsere Gesellschaft gezogen wurden, wieder kleiner werden. Ich denke wir alle, die die letzten zwei Jahre so ausgegrenzt, beschimpft aber vielleicht auch heimlich bewundert wurden, haben nun lange genug unsere Wunden geleckt. Vieles hat, bildlich gesprochen, Narben hinterlassen, die uns immer daran erinnern werden, was geschehen ist. Aber ich glaube es ist an der Zeit und liegt an uns, den ersten Schritt zu tun und auf die anderen Menschen wieder zu zugehen. Es werden in meinen Augen immer mehr Menschen, die aus den verschiedensten Gründen nichtmehr mit der aktuellen Politik mitgehen können und wollen. Menschen, die aus persönlicher Erfahrung Probleme benennen  oder vor Fehlentwicklungen warnen. Ich wünsche mir, dass diesen Menschen Gehör geschenkt wird. Und zwar nicht immer gleich auf großen Bühnen, sondern im Kleinen. Das wir wieder lernen offen und respektvoll miteinander zu diskutieren. Das wir Menschen nicht von vornherein in Schubladen stecken, sondern uns zumindest die Mühe machen sie kennen zu lernen. Aber vor allem wünsche ich mir, dass wir als Gesellschaft wieder zusammen wachsen zu einer neuen Einheit. Einer Gemeinschaft, in der man seine Meinung wirklich offen sagen darf, ohne sich, am besten schon vorab, von der „rechten“ Seite distanzieren zu müssen, besonders dann, wenn die eigene Meinung der öffentlich, propagierten Meinung kritisch gegenüber steht. Vor allem müssen wir uns allen die Chance geben, dass wir uns Fehler, die wir in der Vergangenheit gemacht haben eingestehen können und dass wir keinen persönlichen bzw. gesellschaftlichen Selbstmord begehen müssen, sollten wir diesen Fehler auch gegenüber anderen Menschen äußern. Die Wahrheit kann viel schneller ans Licht kommen, wenn wir die Menschen, die sie gerne aussprechen möchten, um ihren inneren Frieden wieder zu erhalten nicht bedrohen oder von vorneherein ächten. Dabei geht es nicht um Vergessen sondern um gegenseitiges Verzeihen, damit Menschen die Verantwortung für ihr Handeln und ihre Entscheidungen übernehmen, die Wahrheit aussprechen und ihre Fehler auch ehrlich bereuen können. Wir sollten uns auch immer wieder vor Augen führen, dass nicht nur eine Seite die voll umfängliche Wahrheit kennt. Verabschieden wir uns endlich von diesem reinen Schwarz-weiß- Denken und erinnern uns wieder daran, dass wir als Menschen zusammen reden und diskutieren können, um gemeinsame Lösungen zu finden. Wir sollten uns klar sein, dass eine Lösung, die irgendwo zwischen zwei Extremen liegt immer für deutlich mehr Menschen gut ist, als eines der Extreme in seiner Reinform. Es muss sich dabei zwar jeder ein Stück weit zurück nehmen, allerdings wird der Mehrwert an menschlichem Zusammenhalt und friedlichem Zusammenleben dadurch deutlich erhöht. Ich bin davon überzeugt, dass es uns als Gesellschaft und auch als Individuum deutlich besser geht, je mehr Menschen zufrieden sind mit dem was in der Gemeinschaft gemacht wird. Je mehr Menschen mit sich im Reinen sind und ihren „inneren Frieden“ wieder finden, desto mehr können dann auch dazu beitragen, den „sozialen Frieden“ wieder deutlich zu stärken. Der „soziale Frieden“ wird im nächsten Schritt auf den „Frieden“ ausstrahlen, der die Waffen auf dieser Welt zum Schweigen bringen kann. Krieg und auch jede andere Form von Machtmissbrauch kann nur so lange funktionieren, wie genug Leute mitmachen.

Daher lasst uns nicht vergessen, wie wichtig jeder einzelne von uns ist. Wir sind wie die einzelnen Striche, Linien und Punkte, die zusammen je einen Buchstaben des kleinen Wörtchens „Frieden“ ergeben. Und nur zusammen können wir diesem kleinen Wort, die Macht verleihen, seine große Bedeutung zu entfalten!

In diesem Sinne möchte ich all den lieben Herzensmenschen, die ich die letzten Jahre kennenlernen durfte, ein frohes und friedliches Weihnachtsfest wünschen!

P.S: Vielleicht kann ja der ein oder andere von uns über seinen Schatten springen und einfach mal einen kleinen Weihnachtsgruß an Menschen verschicken, mit denen man sich in den letzten Jahren auseinander gelebt hat. Lasst uns den ersten Schritt machen und unsere Hand zur Versöhnung ausstrecken, damit wir endlich als Gesellschaft wieder zusammenwachsen und unsere wahre Macht, den friedlichen Umgang miteinander, erkennen!

 

 

 

 

Anna